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Dienstag, 18. Juni 2013

Monolog des Schöpfers


Nicht etwa, dass ich eifersüchtig wäre oder gar versuchte mich zu rechtfertigen – Gott behüte! – nein, nein, ich zweifle. Ja, dies liegt wohl in meinem Wesen. Aber seien wir doch einmal ehrlich, wenn jemand von sich behauptet die Wahrheit zu sein, sollte er dann nicht auch von Zeit zu Zeit einmal etwas sagen das Sinn macht?
Ich weiss, ich weiss, viele von Euch verehren ihn als den Schöpfer dieser Welt. Hm, einige glauben sogar, dass diese Welt aus dem Nichts geschaffen wurde. Dabei würden doch Adam und Eva immer noch wie umnebelt durch einen Garten wandeln und fortlaufend andere Wesen benennen ohne das wesentlichste zu vollbringen, sich selbst einen Namen zu geben.
Sie konnten doch nicht einmal die Schönheit jenes Gartens schätzen - schliesslich kannten sie ja nichts anderes – und wussten auch nicht um seine unberechenbare Grösse, bis sie endlich seine Grenzen kennenlernten. All dies haben sie doch nur durch mich erfahren. Ist es wahr, dass ich das Leid über die Welt gebracht habe? Wohl ja. Doch füllte ich sie auch mit Freude und Schönheit, die es ohne mich so nicht gäbe.
Zugegeben, als die zwei noch im Garten wandelten wussten sie genau wo dieser sich befindet, nämlich „hier“ – gerade dort, wo sie eben gerade waren. Nun aber, glauben sie ihn verloren zu wissen. Nicht verloren im Sinne eines vergangen Anlasses, dessen nur die Erinnerung bleibt. Nein, eher ist er verloren wie man eben einen Schlüssel verlieren kann; zwar glaubt man an seine Existenz und weiss wo er sich befindet - „dort“ und eben nicht „hier“ - kann allerdings dieses „dort“ nicht genau lokalisieren.
Nun beruht die ganze Idee des verlorenen Paradises natürlich auf der Erfahrung eine Grenze überschritten zu haben, die Grenze jenes Gartens. So denkt ihr Euch nun selbst als jenseitige. Der Garten, der eben „hier“ ist bleibt hier und Ihr müsst dort hin. Die Ewigkeit ist verloren weil ihr eine Entscheidung getroffen habt. Ihr seht einen Engel vor Euch mit Schwert und das macht Euch glauben, dass Ihr jetzt nicht in der Ewigkeit lebt und das „Dort“ nicht hier ist.
Habt Ihr Euch einmal gefragt, warum die Kinder von Adam und Eva nicht schon im Paradies geboren wurden? Einige von Euch denken nun, dass dazu gar keine Zeit war. Das ist ein lustiger Gedanke, mancher Kerl träumt wohl so etwas, aber seien wir mal ehrlich, wie lange braucht ein Mensch für die Fortpflanzung... und wie lange braucht man um alle, ich meine alle, Lebewesen zu benennen. Na, seht Ihr worauf ich hinaus will? So oder so hatten sie eine ganze Ewigkeit Zeit. Nein, nein, daran kann es nicht gelegen haben.
Aber es ist doch klar, wenn niemand stirbt, warum sollte dann jemand geboren werden? Habt Ihr Euch nie überlegt, warum Gott die zwei warnte, dass sie sterben müssten, wenn sie von dem Baum ässen? Ihr seid vielleicht Eltern und warnt auch Eure Kinder. Würdet Ihr sie davor warnen, dass sie vom Verschlucken von Kaugummis eine Appendizitis bekommen können? Viel zu abstrakt und unverständlich, zumindest für kleine Kinder. Eher sagt Ihnen, dass sie ganz schlimme Bauchschmerzen bekommen, und fügt noch bei, dass dies erst nach vermehrtem Verschlucken geschieht. So entkräftet Ihr im Vornherein die Ausrede, die bei einem versehentlichen Verschlucken durchaus auftreten könnte, dass ja gar nichts passiert ist. Aber Gott ist da anders, er schlägt mit ganz abstrakten begriffen um sich: sterben werdet ihr. Aha, na und...? Wir sollte jetzt nicht so hart gegen Gott urteilen – auch wenn dies meine grosse Leidenschaft ist. Aber welch andere Möglichkeit blieb ihm denn. Er konnte ja nicht einmal sagen, dass das was sie da tun – sich gegen seinen Willen für etwas entscheiden und so, Ihr wisst schon - also dass dieses widerläufige Handeln etwas schlechtes sein soll. Gab es doch gar kein Böses in diesem Garten. Ausser mich natürlich. Er hätte ja auch genauso gut warnen können, dass sie etwas wertvolles, nämlich das Leben im Garten verlieren würden. Da stellt sich natürlich die Frage, weshalb denn ich in diesem Garten war. Schliesslich wird ja von mir behauptet, dass ich böse sein soll. Doch das Böse hatte doch gar keinen Platz in diesem Garten, oder?
Also ich hätte das ganze viel attraktiver dargestellt. Ich den zweien so etwas gesagt wie: „schaut ich liebe Euch über alle Massen und wenn ihr mir auch eure Liebe zeigen wollt, dann könnt ihr dies tun indem ihr alle Tage der Ewigkeit der Verlockung dieses Baumes widersteht“. Aber habt Ihr Gott einmal im Paradies von Liebe sprechen gehört? Okay, okay es ist bekannt, dass niemand so wortgewandt ist, wie ich. Doch um einmal die Wahrheit zu sagen – und zur Verteidigung Gottes, sagen wir, um unsere ewig lange Beziehung zu ehern - dies war nicht ja gar nicht möglich, denn Liebe gibt es nur in der Zeit.